Culture ?

Culture 2018

(Kultur von lat. colere : bebauen, (be)wohnen, pflegen, ehren; Partizip perfekt : cultum)

Für den deutschen Philosophen Johann Gottfried Herder, geboren 1744, war Kultur das in der Geschichte der Menschheit Gewachsene, als Lebensform von Völkern, in denen sich die allgemeine menschliche Humanität („Vernunft und Billigkeit“) entfaltet : „die Blüte seines Daseins, mit welcher es sich zwar angenehm, aber hinfällig offenbart.“ (Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte, S. 147). Kultur gilt ihm als höchste Stufe der Entfaltung der Lebensformen eines Volkes, die wie ein Lebewesen, wie die Blüte einer Pflanze, auch wieder vergeht. Kultur ist für Herder nur aus den tatsächlich entwickelten Grundorientierungen eines Volkes heraus zu verstehen.

Die „Lebensform„, in der dies stattfindet, ist die Verflechtung von Kultur, Weltsicht und Sprache : Sprache, Kultur und Weltsicht werden gebildet durch sich wandelnde Muster gemeinschaftlicher Tätigkeit. „Und ein Muster ist im Teppich mit vielen anderen Mustern verwoben.“ (Ludwig Wittgenstein, Zettel [1945 – 1948], 569.)

Kultur ist also ein komplexes Geflecht gewachsener, miteinander kommunizierender Prozesse, die die freie, aber sinnorientierte Gestaltung des ursprünglich Vorgefundenen in einem Kulturraum darstellen. Sie ist die Summe der spontanen Entwicklungen des Geistes, in ihrer Vielfalt und Komplexität „ein millionengestaltiger Prozess, in dem sich das ursprüngliche Tun in reflektiertes Können verwandelt.“ (Jacob Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen [1873], Kröner, 1969, S. 57)

Die Kultur eines Landes verändert sich. Der Kulturraum einer Nation gestaltet sich autopoietisch – selbstreferentiell – im Austausch mit systemkompatiblen Elementen immer weiter. Er bleibt dennoch ein Raum des gewachsenen Eigenen. Wer vermutet, die Kultur in einem Land könne nur ein Gesetz, das Grundgesetz, sein, reine Technik zur Konfliktlösung, der sagt die Unwahrheit.

Kultur.