Und die Liebe ?

Der Kuss, Gustav Klimt, 1908/1909

Was kann die Liebe der Philosophie bedeuten ? Handelt es sich nicht einfach um ein wunder-schönes Gefühl ohne viele Worte, wertlos für rationale philosophische Weltbeschreibung ?

Muss die Liebe für die Philosophie Sinn ergeben oder kann sie einfach beschreiben helfen, was der Mensch fühlt ? Der Liebende, sagt der russische Religionsphilosoph Wladimir Solowjew, legt sein „ganzes Lebensinteresse“ in das Sein des Geliebten und sucht so mit dem Geliebten eins zu werden. (Solowjew, Der Sinn der Liebe, Hamburg, 1985)

Die Liebenden erkennen sich im Anderen selbst, finden in ihm ihr eigenes wesentliches Selbst wieder. Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel stellt die Liebe wie folgt dar :

„Jedes weiß unmittelbar sich im anderen, und die Bewegung ist nur ihre Verkehrung, wodurch jedes erfährt, dass das andere sich ebenso in seinem Andern weiß (Jenaer Systementwürfe III, 1805-1806, GW: 8,210) … Die Liebe ist „eine sich empfindende Einheit, […] so dass die Gesinnung ist, das Selbstbewusstsein seiner Individualität in dieser Einheit als an und für sich seiender Wesentlichkeit zu haben.“ (Grundlinien der Philosophie des Rechts, § 158, 1821)

Liebe bedeutet die Hinwendung und Zuwendung zum Anderen, dem Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit geschenkt werden. Liebe ist die Stifterin einer höheren Einheit über der durch das Denken und Handeln in Subjekt und Objekt aufgespaltenen Welt.

In der Liebe wird Einheit mit anderen erfahrbar und lebenswert. Die Liebe ist antimodern.

„Ich sehe dich in tausend Bildern,

Maria, lieblich ausgedrückt,

doch keins von allen kann dich schildern,

Wie meine Seele dich erblickt.

Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel

Seitdem mir wie ein Traum verweht,

Und ein unnennbar süßer Himmel

Mir ewig im Gemüte steht.“ (Novalis)