Licht

Lichtermeer

Das Sonnenlicht gilt dem antiken griechischen Philosophen Platon (428/427 v. Chr. † 348/347 v.Chr.) als die Quelle allen Lebens. Ohne sie gibt es kein Leben auf der Erde. Die Sonne verleiht den sinnlich sichtbaren Gegenständen nicht nur das Vermögen des Gesehenwerdens, sondern auch Werden, Wachsen und Nahrung. Nur das im Licht Erscheinende habe ‚Sein‘ (ousia). Das Nichtseiende (mê einai) ist das Dunkle (vgl. Platon, Politeia, S. 479c/d). In der antiken Philosophie ist das Erkennen, die Erkenntnis, mit dem Licht verbunden.

Dem Licht der Sonne, den Farben, die das tägliche Licht bringt, folgt deutliches Sehen. Ihm entspricht die Seele, der die Wahrheit dessen, was wirklich ist, ‚einleuchtet‘. Dieser leuchtenden Wahrheit steht das mit Finsterem Gemischte entgegen, dem allein vernunftlose Meinungen entsprechen (vgl. Politeia, S. 508b/c). Das Licht des Denkens bietet sicheres Wissen. Was im Licht der Idee des Guten liegt, an dem glänzt die Wahrheit und das Seiende. Was dagegen nicht von der Idee des Guten erhellt wird, das gehört in den Bereich des Werdenden und Vergehenden (vgl. Politeia 508d).

In der modernen physikalischen Betrachtung ist Licht eine Form elektromagnetischer Strahlung. Vom gesamten elektromagnetischen Spektrum sind zunächst nur die Anteile gemeint, die für das menschliche Auge sichtbar sind. Im weiteren Sinne werden auch elektromagnetische Wellen kürzerer Wellenlänge (Ultraviolett) und größerer Wellenlänge (Infrarot) dazu gezählt. Im Vakuum des Weltalls breitet sich Licht mit der konstanten Lichtgeschwindigkeit von 299.792.458 Metern pro Sekunde aus.

Erkenntnis in Abwesenheit des natürlichen Sonnenlichts mit künstlichem Licht ist normal geworden. Digitale Techniken machen alles zu Daten, die zusehends alle Lebensbereiche durchleuchten. Handelt es sich um die Externalisierung oder nur um eine andere Form von Erkenntnis ?

Im Sommer, in der hellen Jahreszeit, strahlt die „Seele“ auch heute und die unmittel-bare „Wahrheit“ der Erfahrung der Lebensquelle Licht wirkt  …

„Im Frühling wohnen in Tipasa [seit dem Jahr 300 n.Ch. verlassene römische Siedlung an der algerischen Mittelmeerküste] die Götter. Sie reden durch die Sonne und durch den Duft der Wermutsträucher, durch den Silberkürass des Meeres, den grellblauen Himmel, die blumenübersäten Ruinen und die Lichtfülle des Steingetrümmers. Zu gewissen Stunden ist das Land schwarz vor lauter Sonne. Vergebens suchen die Augen mehr festzuhalten als die leuchtenden Farbtropfen, die an den Wimpern zittern. Der herbe Geruch der Kräuter kratzt in der Kehle und benimmt in der Hitze den Atem … Aufrecht in dem leichten Wind, unter der Sonne, die uns nur eine Gesichtshälfte erhitzt, sehen wir das Licht vom Himmel herabströmen auf die glatte Spiegelfläche des Meeres, das uns mit seinen schimmernden Zähnen anlächelt. “ (Albert Camus, 1938, Hochzeit des Lichts, S. 9 ff.)