Was ist ein gelingendes Leben?

Das Glas ist ...Das Glas ist ...

Menschen möchten glücklich sein und ein erfolgreiches, ein glückliches, also ein gelingendes Leben führen. Doch was ist Glück und auf welchen Wegen gelangt man zu einem solchen, dann gelingenden Leben? Und muss man überhaupt, um glücklich zu sein, ein Leben führen, das gelingt? Kann man also nur glücklich sein, wenn man definierte Ziele erreicht oder bestimmten Verhaltensmaximen folgt? Fragen, die man sich schon in der antiken Philosophie stellte – für die es bis heute kein allgemeingültiges Patentrezept zu geben scheint. Gibt es individuelle Rezepte? Was steht dem heute entgegen?

Was brauchen wir?

Brauchen wir für ein gelingendes Leben Entschleunigung, mehr Distanz zur übergriffigen Social Media Sphäre und mehr Bewusstheit im Alltag? Oder mehr Teilhabe und mehr Geschwindigkeit? Reden wir von Wohlstand und Urlaub – oder vom Aufgehen in kollektiven Welten von Religiosität, Familie oder Patrio-tismus?

Ist es – jedenfalls in jungen Jahren –  die Suche nach Geschwindigkeit, nach Dichte, mehr Intensität, die dem Leben Spannung und Sinn verleiht? Der digitale Flow ersetzt heute in weiten Teilen die früheren Sinnsysteme. Unsere überwiegende Lebensweise in den westlichen Wettbewerbsgesellschaften beruht auf dem Prinzip der Beschleunigung, dem „Imperativ des Mehrwollens“, der ökonomischen Steigerung.

Nach den Analysen des Soziologen Hartmut Rosa resultiert aus der ökonomischen Leitlogik der permanenten digitalen Weiter- und Übersteigerung ein unter dem Begriff des „Resonanzverlusts“ gefasstes Abstumpfen und Verstummen unserer Selbst- und Weltbezüge. Mehr führt zu weniger emotionalem Erleben, dem Verlust an heterogenem Tiefen.

Ruht das zum Gelingen Wesentliche in uns, das wir nur (wieder) frei legen müssen, indem wir die digitalen Welten abschalten? Oder gelangen wir zum Wesentlichen durch das Eintauchen ins gesellschaftliche – auch digitale – Außen, das wir (wieder) erschließen und nach unseren Vorgaben umgestalten?

Eudaimonie – Antikes Glück gegen modernen „Wildwuchs“?

In den philosophischen Texten der Antike steht die Eudaimonie, also Glück oder Glückseligkeit, für eine gelingende Lebensführung nach den Anforderungen und Grundsätzen philosophischer Ethiken und dem daraus sich ergebenden ausgeglichenen Gemütszustand. Das Denken geht dem Handeln voraus. Glück ist mehr als nur individualistische Nabelschau. Als ethische Tugenden gelten Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Der Mensch lernt, muss lernen, sich selbständig „richtig“ zu  verhalten.

Für den antiken Philosophen Aristoteles [* 384 v. Chr., † 322 v. Chr.]  musste das richtige Handeln von Tugend, aber auch von “hedone”, angenehmen Gefühlen oder der Lust am richtigen Tun, begleitet sein. Auch Wohlstand zählte für ihn zu den erstrebenswerten äußeren Gütern. Die Freundschaft hielt Aristoteles übrigens für das wichtigste unter den äußeren Gütern. Für den Glücklichen kommt nur ein soziales Leben in Betracht.

Wie sehen Sie das?