Die Entscheidung

Entscheidung

Der Theologe Rudolf Bultmann beschrieb in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das menschliche Dasein, seine „Existenz“, mit : Ausweichen in die „Uneigentlichkeit“, Zeitlichkeit bis zum Tod, Geworfenheit (ohne eigentliche „Zweckbestimmung“)  und Sorge, im Sinne von ausdauerndem Besorgen von existenzsichernden Aufgaben.

Der überwiegende Teil der Kulturtechniken der Massengesellschaft diene dazu, der Konsequenz der Zeitlichkeit der menschlichen Existenz auszuweichen. Der Philosoph Martin Heidegger spricht von einer naheliegenden (verständlichen) und vorherrschenden „Tendenz zum Leichtmachen und Leichtnehmen“ (Sein und Zeit, S. 127).  Diese „Uneigentlichkeit“ seiner Lebensweise gilt als das Normale. Der Mensch ist zunächst und zumeist nicht bei sich selbst, sondern dort draußen beim Besorgen seiner Geschäfte und bei den anderen – in seiner Whatsapp-Group, in der Familie oder dem Team auf der Arbeitsstelle.

„Wenn das Dasein die Welt eigens entdeckt und sich nahebringt, wenn es ihm selbst sein eigentliches Sein erschließt, dann vollzieht sich dieses Entdecken von „Welt“ und Erschließen von Dasein immer als Wegräumen der Verdeckungen und Verdunkelungen, als Zerbrechen der Vorstellungen, mit denen sich das Dasein gegen es selbst abriegelt.“ (Sein und Zeit, S. 129)

Um Aufzuwachen und mit dem Wegräumen zu beginnen, bedarf es existenzieller Erfahrungen – warum sonst sollte man sich grundlegenden Veränderungen aussetzen ? Sind die Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und die offensichtlichen Klimaveränderungen womöglich existentielle Erfahrungen, die uns helfen können? Um (zu) sich zu finden, muss man sich auf den Weg machen. Man muss sich entscheiden.

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